Der Komet

das jahr 1680 - ein großer komet erscheint am himmel

Im November 1680 tauchte am Himmel eine außergewöhnliche Erscheinung auf. Ein imposanter Komet, dessen heller, langer Schweif über das halbe Firmament reichte, zog dort seine Bahn. Bis in den März des Folgejahres war er durch seine Leuchtkraft und Größe auch tagsüber und mit bloßem Auge für die Menschen sichtbar. Die Eintragungen in den damaligen Kirchenbüchern überliefern, dass wohl auch die Einwohner des kleinen Grabfeld-Dorfes dieses Himmelsphänomen gleich mehrmals erlebten. Im Januar desselben Jahres wurde in Haina Nicolaus Seeber geboren und am 11. Januar – wie ebenfalls dem dortigen Kirchenbuch zu entnehmen ist – getauft.

Wir wissen nicht, was die damaligen Dorfbewohner Hainas angesichts dieses spektakulären Himmelskörpers wirklich bewegte. Vermutlich überwog in dieser abgeschiedenen ländlichen Gegend immer noch der Aberglaube und die Angst vor Schicksalhaftem, vor Unheil oder gar vor Katastrophen, wie sie in den Jahrhunderten davor bei solchen Himmelserscheinungen immer aufkam und sich ausbreitete. Schon der berühmte Nürnberger Renaissance-Maler Albrecht Dürer stellte in seinem eindrücklichen und tiefsinnigen grafischen Werk Kometen dar oder ließ brennende Sterne vom Himmel auf ein furchterregendes Erdeninferno stürzen.

Die folgende Abbildung zeigt den großen Kometen von 1680 über Rotterdam in einem Gemälde des Niederländers Lieve Verschuier (~1634-1686).

Mit dem Kometen von 1680 verbinden sich aber auch menschlicher Fortschritt und Forscherdrang: So ist er der erste seiner Art, der mit einem Teleskop entdeckt wurde. Diese Pionierleistung der Himmelsbeobachtung geht auf den Schulmeister, Kalendermacher und Astronom Gottfried Kirch (1639-1710) zurück, der damals gerade in der Stadt Coburg unweit von Haina weilte. Diese territoriale Konstellation mag Zufall gewesen sein, doch ging dieser besonders große Komet in Erinnerung an seinen Entdecker auch als „Kirchs Komet“ in die Geschichte ein. Kein Geringerer als Isaac Newton erforschte nur wenige Jahre später genau an diesem Exemplar die elliptische Bahn der Kometen um die Sonne.

In der reichen Tradition des Orgelbaus und der Orgelmusik Thüringens konnte auch der aus dem kleinen Dorf Haina stammende Nicolaus Seeber eine helle, über die Region hinaus strahlende Spur hinterlassen.

Winfried Wiegand

Im Kirchenbuch des benachbarten Dorfes Rappershausen heißt es über den Jahreswechsel 1680/81:

20. Novemb. von Martini an bisher sehr große Kält ohne Schnee.

5 Xbr. Nach großen Kält, ein tiffer Schnee und immer kälter.

13 eod. Ist allhiero gleich nach der groß Sonnenuntergang umb etwa Glock 4, der überaus große sehr lange Comet gesehen worden.

15. wird Er wieder gesehen. Noch immer Kälte, und wegen des Mahlens, große Noth an broth.

19. noch immer kälter.

27. wirdt wieder kalt, und der Comet gesehen

28. dasgleich.

29. dasgleich.

6. Jan. noch immer große Kält.

8. der Comet wieder gesehen worden.

10. der Comet erscheinet abermahl, iedoch sehr klein. noch immer große Kält biß uff d. 30ten